Berlin – Berlin wir fahren nach Berlin
(Reisebericht von Elfriede Englbrecht)
…unter diesem Motto machte sich eine 20-köpfige Reisegruppe von bayerischen Schulsekretärinnen am 23. April 2015 auf den Weg in die Landeshauptstadt Berlin.

1. Tag – Donnerstag, 23.04.2015
Geplant war eine gemeinsame Anreise ab Nürnberg mit der Bahn. Da jedoch die Deutsche Bundesbahn streikte, wurde kurzerhand die Reise mit dem FlixBus fortgesetzt. Schon im Bus wurde klar, hier sind Frauen unterwegs, die mit viel Energie, Engagement, Einsatzbereitschaft und manchmal auch dem nötigen Durchsetzungsvermögen an der Front stehen – Schulsekretärinnen eben.
In Berlin angekommen bezog man das zentral gelegene Ivbergs Hotel Berlin – Charlottenburg, U-Bahn-Haltestelle Theodor-Heuss-Platz. Nach kurzem einchecken tat allen ein Spaziergang gut, zum nahe gelegenen Restaurant „Tiroler Bauernstuben“.
Nach einem schmackhaften Abendessen begrüßten die Landesvorsitzende, Frau Anneliese Karl und die stellvertretende Landesvorsitzende des AVBS, Frau Manuela Meilinger, die Reisegruppe und erläuterte den Programmablauf der kommenden 3 Tage.
2. Tag – Freitag, 24.04.2015
Heute stand der Besuch des Deutschen Bundestags auf dem Programm
Schon um 08:30 Uhr machte man sich auf den Weg zum Berliner Hauptbahnhof im Ortsteil Moabit am Nordrand des Regierungsviertels. Südlich des Hauptbahnhofs führte uns ein reizvoller Spazierweg zum Regierungsviertel. Wir genossen diesen Morgenspaziergang über die Spree zum Spreebogenpark, dessen Weg über das Paul-Löwe-Haus zum Deutschen Bundestag führt.
Wie man sich im Bundestag zu benehmen hat, hat uns freundlicherweise Frau Meilinger in einem Informationsblatt des Besucherdienstes zukommen lassen. Von Anweisern des Besucherdienstes wurden wir dann empfangen und zu den Besuchertribünen geführt.
An dieser Plenarsitzung wurde an diesem Freitag, dem 24. April 2015 an die Vertreibung und die Massaker an den Armeniern 1915/1916 erinnert, die von zahlreichen Abgeordneten als Völkermord bezeichnet wurden.
Auch unsere Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel, war an dieser Sitzung anwesend und viele Bundestagsabgeordnete der einzelnen Parteien, was die Wichtigkeit dieser Plenarsitzung unterstrich.
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert erklärte zum Auftakt der Debatte: „Das, was mitten im Ersten Weltkrieg im Osmanischen Reich stattgefunden hat, unter den Augen der Weltöffentlichkeit, war ein Völkermord.“
Um die Verwendung des Begriffs Völkermord hatte es im Vorfeld eine intensive Debatte gegeben, ob man dabei, wie es die Armenier fordern, von „Völkermord“ sprechen soll oder ob der Begriff, wie es die türkische Seite wünscht, vermieden werden soll.
Neben Plädoyers Abgeordneten verschiedener Parteien lobte Cem Özdemir, von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Reden von Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert, warf dabei aber der Bundesregierung vor: „Wäre es nach Ihnen gegangen, würden wir bis heute das türkische Narrativ wiederholen, dass es den Völkermord nicht gab.“ Zwar unterstelle er der Bundesregierung gute Absichten, ihre Haltung trage aber nicht zur Versöhnung bei, sondern stütze diejenigen, die den Völkermord leugneten.
Im Anschluss an die Plenarsitzung nutzte man die Zeit um die Aussicht von der Kuppel des Bundestages zu genießen. An diesem sonnigen Tag bot sich ein herrlicher Blick auf das Panorama Berlins.
Anschließend wurden wir von Frau Gabriele Fograscher, der Bundestagsabgeordneten der SPD eingeladen. Frau Fograscher kommt aus dem Wahlkries Donau-Ries und ist seit 1994 im Bundestag.
Sie gab uns Einblick in ihre Aufgaben als Bundestagsabgeordnete und Abgeordnete in ihrem Wahlkreis. Auch zeigte sie sich offen für unsere Probleme als Schulsekretärin. Speziell die derzeitig in ganz Europa anstehende Flüchtlingsdebatte, deren Integration sich auch in den Schulen auswirkt, wurde rege diskutiert.
Zum Mittagessen wurden wir von Frau Fograscher in den Bundestag bzw. ins Paul-Löwe-Haus eingeladen, wo man einen herrlichen Blick auf die Spree genießen konnte.
Gut gestärkt und natürlich auch gut gelaunt ging es dann gegen 13:30 Uhr weiter zum 2. Highlight des Tagesprogramms, den Berliner Unterwelten. Wer sich dabei auf Berliner Nachtleben einstellte, hat weit gefehlt. Es handelte sich dabei um einen Rundgang in die dunkle Vergangenheit Berlins, dem Fichtebunker in Berlin Kreuzberg.
Der Fichtebunker steht für rund 130 Jahre Berliner Stadtgeschichte. Bis in die NS-Zeit diente das 1883/84 als Gasometer errichtete Gebäude der städtischen Straßenbeleuchtung. 1940 wurde im Rahmen des „Bunkerbauprogramms für die Reichshauptstadt“ ein sechs Etagen umfassender „Mutter-Kind-Bunker“ mit einer drei Meter starken Abschlussdecke in den alten Gasometer eingebaut. Während der Bombennächte bot er zunächst 6.500 Müttern und Kindern eine sichere Schlafstätte, später drängten sich in seinem Inneren bis zu 30.000 Menschen!
Im April 1945 wurde der Bunker von der Roten Armee besetzt. In der Nachkriegszeit diente er als Auffanglager für Flüchtlinge und Ausgebombte, in der Kelleretage befand sich ein Gefängnis. In den 1950er Jahren sind im fensterlosen Bunker ein Altenheim und ein Obdachlosenasyl eingerichtet worden. Erst 1963, nach einem Mord, wurde der „Bunker der Hoffnungslosen“ geräumt und diente fortan als Lager von Lebensmittelreserven für die Westberliner.
Heute ist das Dach mit Lofts bebaut. Das Innere des größten noch im Originalzustand erhaltenen Berliner Bunkers wird vom Berliner Unterwelten e.V. museal genutzt.
Nach so viel Information über dunkle Vergangenheit galt der Rest des Tages allem Neuen und Besonderen was Berlin zu bieten hatte. Während einige Kolleginnen sich auf den Weg machten um die Sehenswürdigkeiten am Kurfürstendamm oder die Geschäfte am Hackeschen Markt zu durchkämmen, besuchten andere die Show „WYLD“ im Friedrichstadt-Palast. Wieder andere gingen geradewegs zum Irish Pub ins Europa Center, wo sich dann abends die gesamte Reisegruppe bei Livemusik und natürlich Guinnes wieder fand. So fand der Abend einen überaus informationsreichen und lustigen Ausklang.
3. Tag – Samstag, 25.04.2015
Wer glaubte, Berlin biete sich als verlängertes Erholungswochenende an, war spätestens an diesem Morgen vom Gegenteil überzeugt. Denn schon kurz nach dem Frühstück traf mach sich um 09:00 Uhr mit Kolleginnen der Dreilinden-Grundschule.
Die Schule befand sich in im Ortsteil Nikolassee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf im Südwesten Berlins.
Wir wurden begrüßt und sehr nett empfangen von Frau Gabriele Brieller der Schulsekretärin und Vorsitzenden des Landesverbandes der Berliner Schulsekretärinnen sowie den Mitarbeiterinnen des Landesverbandes, Frau Ursula Minkischk und Frau Margit Ringe.
Sehr umfangreich und engagiert bot uns Frau Brieller Einblick in das Schulleben bzw. Schulsystem Berliner Schulen sowie das Arbeitsleben Berliner Schulsekretärinnen. Eine rege Diskussion folgte, und der Erfahrensaustausch zwischen Berliner und Bayerischen Schulsekretärinnen war sicher beiderseits sehr gewinnbringend und lehrreich.
Rege weitergeführt wurde der Austausch beim gemeinsamen Mittagessen an einem mitunter schönsten Ortsteil Berlins, dem Wannsee. Vom Biergarten des Restaurants Seehase bot sich an diesem sonnigen Tag ein herrlicher Blick auf den großen Wannsee. (..wenn Engel reisen!)
Auch wenn sich der Ort zum längeren Verweilen anbot, mussten wir mit unserem Programm fortfahren. Der ehemalige Schulleiter der Dreilinden-Grundschule hat sich freundlicherweise bereiterklärt uns eine kleine Stadtführung zu bieten.
Erster Anziehungspunkt war die Liebermann-Villa am Wannsee.
Sie widmet sich dem Wirken und den Werken des Malers Max Liebermanns. Seit 2006 ist die Liebermann-Villa als Museum für den Publikumsverkehr wiedereröffnet. Neben dem restaurierten Sommerhaus und dem Garten Max Liebermanns sind Gemälde mit Motiven von Haus und Garten zu sehen. Eine Dokumentationsausstellung informiert über Leben und Wirken des berühmten Berliner Malers.
Auf der Terrasse, oder bei schlechtem Wetter im ehemaligen Speisezimmer der Familie Liebermann, kann der Besucher bei Kaffee und Kuchen oder anderen kleinen Speisen die Schönheit der Atmosphäre von Haus und Garten sowie den wunderbaren Blick auf den Wannsee genießen.
Weiter ging‘s mit dem Bus zur Glienicker Brücke. Sie wurde 1907 errichtet und war lange Zeit ein legendärer Schauplatz des Kalten Krieges.
Die Glienicker Brücke bildete seit 1945 die Grenze zwischen Ost und West und war seit 1953 nur für Alliierte passierbar. Für die deutsche Bevölkerung geöffnet wurde sie erst einen Tag nach dem Mauerfall in Berlin am 10. November 1989. Dort, wo Berlin (das damalige West-Berlin) und die brandenburgische Hauptstadt Potsdam (damals in der DDR gelegen) aufeinander treffen, tauschten die USA und die Sowjetunion in den Zeiten des Kalten Krieges Spione aus. An wenigen Tagen rückte die Glienicker Brücke einst in den Mittelpunkt des Weltgeschehens: Spektakulären Inszenierungen gleich wurden an der Grenzübergangsstelle in den Jahren 1962, 1985 und 1986 internationale Agenten gegeneinander ausgetauscht. Heute ist die Brücke eine unspektakuläre Verbindung nach Potsdam, bietet aber einen schönen Blick über die zauberhafte Havellandschaft. Das Bauwerk gehört seit 1990 mit den umliegenden Schlössern (Schloss Glienicke, Jagdschloss Glienicke) zum Unesco-Welterbe.
Ab 16:30 Uhr stand der Rest des Tages wieder zur freien Verfügung. Wenn man noch einige Eindrücke von Berlin erhaschen wollte, musste man sich beeilen.
Die Reisegruppe schwirrte in alle Richtungen aus. Die einen zog es in das Holländerviertel nach Potsdam, andere fuhren in die Innenstadt, besuchten Freunde und Bekannte und wieder andere fanden sich am Tischtelefon im Tanzkaffe Keese in Charlottenburg wieder (Namen werden nicht genannt!). Doch nächtlicher Treffpunkt war wohl wieder das Irish Pup im Europacenter – Ende unbekannt!!!
4. Tag – Sonntag, 26.04.2015
Die Bahn fährt wieder!!!
Gegen 10:00 Uhr trat die gesellige Damenrunde ihre Rückreise an.
Vom Hauptbahnhof Berlin ging es wieder zurück – über Nürnberg- nach Hause.
Mit im Gepäck
viele interessante Begegnungen und Eindrücke aus Berlin
rege Erfahrungsaustausche mit Kolleginnen
und eine Tüte Schlaf
Vielen liebe Dank an dieser Stelle an Frau Manuela Meilinger, die es geschafft hat, diesen Sack Flöhe unversehrt und wohlbehalten durch Berlin zu führen. Die Reise war perfekt organisiert, gut durchdacht, äußerst informativ und suuuper lustig!
Geplant eben von einer perfekten Sekretärin!!!
Liebe Grüße
Eure Elfriede Englbrecht